Vortrag im Kirschgarten: Nahrung als Medizin

Vortrag im Kirschgarten: Nahrung als Medizin

22. Dezember 2020 Aus Von Kathrin Franken Freetreat

„Wasser und Salz aktivieren die Selbstheilungskräfte“

Ob Zwiebeln, Honig und Hühnersuppe bei Erkältung, der gute alte Grießbrei bei Magenverstimmungen. Oder Tomatensaft mit Zitrone und Rollmöpse nach der durchfeierten Nacht. Das Wissen über die Heilkräfte des alten „Superfoods“ ist über Jahrhunderte hinweg jeweils an die nächste Generation weitergegeben worden. Warum Nahrung Medizin sein kann, erläuterte Christiane Fuhrmann, Gesundheits- und Lebensstilcoach aus Ramsberg, im Rahmen des gleichnamigen Open-Air-Seminars im Kirschgarten in Erlingsdorf  am Großen Brombachsee.

„Ursprünglich waren alle Heilmittel Substanzen aus der Natur“, sagt Christiane Fuhrmann einleitend und deutet auf die tiefroten Kirschen neben ihr an einem der 40 Jahre alten Bäume. Vor allem in traditionellen asiatischen Medizinstrukturen oder auch in der indisch-ayurvedischen würden gesunde Lebensmittel noch heute als Heilmittel eingesetzt. Während man Ayurveda bei uns eher belächle und als reine Wellnessanwendung ansehe, wisse man in diesen Ländern, dass eine bewusst gesteuerte Ernährung Körper, Geist und Seele bei der Selbstheilung unterstütze.

Mit Brokkoli gegen Krebszellen

„Wir in den westlichen Ländern dagegen lassen uns im absoluten Vertrauen von Supermärkten und Co. versorgen, in der Annahme, dass das, was da im Supermarkt verkauft wird, schon gut sein wird für uns“, sagt Fuhrmann. Dabei werde überhaupt nicht kommuniziert, dass es eine ganze Gesellschaft verändern kann. Nahrung habe schließlich Einfluss auf unsere Stimmung, unsere Psyche und unsere geistigen Fähigkeiten. „Es ist relativ einfach, mit Nahrung seine Gefühlswelt sowie sein Körperempfinden zu steuern“, verrät der Gesundheitscoach. Die Formel laute: So natürlich und unverändert wie möglich essen. Dagegen warnt Fuhrmann generell vor stark verarbeiteten Produkten und Junkfood. Minderwertiges Essen enthalte oft viel Industriezucker, -salze und -fette. All das bedeute Stress für den Körper und würden auf Dauer gesundheitliche Gefahren bergen. Viele Lebensmittelunverträglichkeiten entwickelten sich auch erst im Laufe der Jahre durch die Aufnahme von versteckten chemischen Wirkstoffen. Zunächst seien es oft nur Pseudoallergien als Warnsignale, aus denen sich dann auch „echte Allergien“ entwickeln könnten. Richtig „angewandt“ dagegen, könne Nahrung Medizin sein und dabei helfen, Schmerzen zu lindern, die Psyche zu stabilisieren und zu beruhigen. Bestimmte Inhaltsstoffe könnten als Abwehrmittel gegen Viren und Bakterien eingesetzt werden, verjüngend und vitalisierend wirken. Kreuzblütler wie Kohl etwa, seien die reinsten Wundermittel: Brokkoli, Blumenkohl, Rosenkohl, Rucola, Rettich und Radieschen wirkten entzündungshemmend und antibakteriell. Und könnten sogar die Ausbreitung von Krebszellen stoppen, wie Forscher an der Ohio State University herausgefunden hätten.

Allerlei Buntes aus der Natur. Bild: colourbox.de

„Sie müssen sich bewusst werden, dass alles, was Sie zu sich nehmen, eine Wirkung hat“, so der Gesundheitscoach. „Jede einzelne Mahlzeit beeinflusst, wie wir uns fühlen, sowohl körperlich als auch psychisch.“ Gerade die Auswirkungen auf unsere Psyche würden unterschätzt. Forschungen könnten sogar belegen, dass unsere Ernährung nicht nur Einfluss auf unser Schmerzempfinden hat, sondern auch Aggressionen oder Depressionen auslösen beziehungsweise abmildern könne. Ein Ernährungsexperiment in Haftanstalten von Großbritannien und den Niederlanden habe gezeigt, dass das Aggressionsverhalten bei vitamin- und mineralreicher „Frischkost“ um bis zu 70 Prozent reduziert werden konnte, erläutert Fuhrmann.

Hühnersuppe bei Erkältung

„Bis zum 2. Weltkrieg wusste noch jede Mutter und Oma intuitiv, welches natürliche Heilmittel bei welcher Krankheit hilft“. Was gab’s zum Beispiel bei den ersten Erkältungserscheinungen? Genau – die gute alte Hühnersuppe mit Wurzelgemüse. Auch natürliche Fette und schwere Eintöpfe dürften in ihrer positiven Wirkung auf die Gesundheit nicht unterschätzt werden, so Fuhrmann. Das A&O einer guten und gesunden Ernährung aber seien gutes, natürliches Salz und ausreichend Wasser. Ganz generell diene die Flüssigkeit  dem Abtransport von Schlacken und Giften. Bei Bluthochdruck, Asthma, Allergien und Rückenschmerzen könne ausreichend Wasser schnell zu besserem Befinden führen. Wasser wirke nicht nur beruhigend, sondern auch entgiftend. „Vor allem in Stresssituationen ist die Wirkung eines Glases stillen Wassers ohne Kohlensäure nicht zu unterschätzen.“ Ausreichend Wasser, das bedeute je nach Körpergewicht, Größe und Alter rund 2,5 Liter Wasser pro Tag, am besten stilles. Ebenfalls wichtig sei es, auf die richtige Menge beziehungsweise Versorgung von Mineralsalzen zu achten. „Zusammen mit Wasser die Batterie jedes Lebewesens“, so Fuhrmann und „Wasser und Salz aktivieren die Selbstheilungskräfte“. Weder Gehirn noch Muskeln, Drüsen, Organe, Herz und Lunge würden ohne Salz und Mineralien funktionieren. „Bekannte Heilanwendungen bestehen deshalb auch aus der Kombination von Wasser und unbehandeltem Steinsalz.“ Sole-Kuren etwa seien ein anerkanntes Arzneimittel, das sowohl äußerlich in Form von Bädern und Umschlägen als auch innerlich als Trinkkur, Spülung oder Inhalation angewandt würde. Solche Kuren könnten nachweislich nicht nur Rheuma und Gelenkerkrankungen deutlich reduzieren, sondern pflegten auch den Säure-Basen-Haushalt und den Darm. Außerdem könnten sie bei den typischen Frauenkrankheiten helfen. Allgemein würden sie zur Stärkung des Immunsystems und der Entschlackung des Körpers beitragen. Salz jedoch, sei nicht gleich Salz, erwähnt Fuhrmann immer wieder. Nur gutes Meer- oder Steinsalz, welches aus allen Gebirgen der Welt abgebaut werde und nicht industriell chemisch gereinigt wurde, enthalte noch jene wichtigen Mineralstoffe, die der Körper für die Zellspannung, den Knochenaufbau, die Regulierung des Wasserhaushaltes, die Verdauung usw. dringend brauche. Industriell verarbeitetes Kochsalz, wie es heute standardmäßig in den Supermarktregalen als auch in vielen Fertigprodukten zu finden sei, enthalte keine verwertbaren Mineralien mehr, sondern durch die Chemiebäder in größeren Mengen gar gesundheitsgefährdend bis hin zu lebensbedrohlich.

„Mutter Natur hat uns alles bereitgestellt, um so einfach und gesund wie möglich leben zu könne“, verrät der Gesundheitscoach. Beeren und rotes Obst insgesamt seien ein natürlicher UV-Schutz, schützen durch den hohen Anteil an Antioxidantien und können sogar die Sehkraft stärken.

Referentin und Gesundheitscoach Christiane Fuhrmann

Kirschgeist gegen Arthrose

Und natürlich ließ der Gesundheitscoach die rund zwei Dutzend Zuhörer im Kirschgarten auch etwas über die wertvollen Inhaltsstoffe der fränkischen Kirsche wissen: Je dunkler die Früchte, desto höher sei nicht nur ihr Zuckergehalt, sondern auch die Dosis an Inhaltsstoffen wie Vitaminen, Zink und Folsäure. Gerade für Schwangere seien Kirschen deshalb sehr gesund. Kirschen unterstützten die Blutbildung und Zellteilung. Es sei in vielen Studien belegt, dass die geistige Entwicklung und Lernfähigkeit von Kindern schon in der Embryonenphase durch die Ernährung der Mutter mit beeinflusst wird, erläutert Fuhrmann. „Deshalb sollte vor allem während der Schwangerschaft auf eine vielseitige Frucht- und Gemüseküche geachtet werden.“

Nicht nur im Schwarzwald schwöre man auch auf die heilende Wirkung der Kirsche in Geist-Form: vermischt mit gutem Natursalz nutzt man das edle Tröpfchen dort, um die schmerzenden Gelenke bei Arthrose oder Rheuma einzureiben. Durch den hohen Gehalt an Melatonin, das wir zum Schlafen benötigen, förderten Kirschen auch das Einschlafen, weiß Fuhrmann.

Kirschen sind wahre Vitaminbomben. Bild: Colourbox

Übertreiben sollte man es mit dem Verzehr allerdings auch nicht. Denn süße Kirschen enthielten viel Fructose, also Fruchtzucker. Generell sei der Genuss von süßem Obst als Alternative zu Süßigkeiten zu bevorzugen. Viel gefährlicher sei die Aufnahme von raffiniertem Zucker. „Gummibärchen und Co. können natürlich gefühlt kurzfristig die Stimmung anheben, der Zucker gibt in Form von Glucose einen Energieschub, dieser führt aber schnell wieder zum Absacken des Blutzuckerspiegels“, erläutert Fuhrmann. Das Ergebnis: Man fühle sich müde und kraftlos – der Körper lechze nach noch mehr Zucker. Ein Teufelskreis.

Schokoladenfans dürften aber aufatmen: „Dunkle Schokolade in guter Qualität ist ein gesunder Glücklichmacher“, sagt Fuhrmann. Im Kakao steckten Substanzen, die den berauschenden Komponenten von Marihuana ähnelten. Kakaobutter enthalte zusätzlich Vitamin D, Tryptophan Serotonin sorge für Glücksgefühle. „Dadurch wirkt die Schokolade wie eine natürliche Droge, auch auf unser Denkorgan“, erklärt Fuhrmann. Aber auch hier komme es eben – wie bei allem – auf eine gesunde Menge an.

Open Air Outdoor-Seminar in Erlingsdorf am Brombachsee

Hinweis
Der Vortrag fand im Rahmen der offenen Veranstaltungsreihe „Einfach bewusst leben“ im „Franken Freetreat“ in Erlingsdorf statt. Wer Interesse an Veranstaltungen rund um die Themen nachhaltiges, gesundes und freies Leben auf dem Land hat, kann sich per Mail unter
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Mehr Seminare von Christiane Fuhrmann rund um die Themen „Healing Food“ sowie Kochkurse und Themenwanderungen findet ihr auf ihrer Webseite.